Chillsteine

Chillsteine

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Das Projekt „Chillsteine“ fand im Sommer 2009 in dem kleinen aber in Sachen Kultur sehr aktiven Sauerlandort Neuenrade statt. Irmhild Hartstein, der Leiterin der KIKU Kunstwerkstatt ging es darum, Jugendlichen zu zeigen, wie sie selbst ihre Stadt mitgestalten und dabei eigene Spuren im Stadtbild hinterlassen können, die über Gewalt und Graffiti hinaus gehen. So entstand die Idee, drei Chillsteine aus Beton zu bauen. Chillen aus dem Englischen bedeutet unter Jugendlichen derzeit so viel wie positives Herumhängen, nichts tun, vielleicht auch meditieren, oder sich einfach nur ausruhen. Mit vier Hauptschülern der Klasse 10 und einem Sozialarbeiter bauten wir also zunächst drei stabile Plattformen für unser gewichtiges Vorhaben.

Da die Steine aus Glasfaserbeton, also in Laminiertechnik entstehen sollten, brauchten wir als Unterkonstruktion nur sehr einfache Stützkörper, die in etwa die Form großer Steine hatten. Wir bauten sie aus großen mit Styroporresten gefüllten Säcken, welche wir mit Stretchfolie umwickelten, um sie zu stabilen Ballen zu formen.

Besondere Aufmerksamkeit galt dann dem Boden der Chillsteine, für den wir eine ringartige Verstärkung aus Moniereisen zurechtbogen, um ihn bruchsicher zu machen. Das passgenaue Biegen forderte den Jugendlichen einiges an Geschick und räumlichem Vorstellungsvermögen ab, weshalb ich bei späteren Projekten dieser Art Stahlseil an Stelle des Moniereisens vorzog.

Endlich konnte mit dem Betonieren begonnen werden. Von jetzt an herrschte ungebremste Begeisterung, und die vier Hauptakteure konnten gar nicht genug davon bekommen.

Nacheinander wurden nun alle drei Rohlinge mit Glasfaserbeton umkleidet, wobei wir uns immer von oben nach unten vorarbeiteten. Die Fasern und ein Schuss Klebemörtel sorgten dafür, dass die Masse an den glatten Wänden des Rohlings nicht abrutschte.

Am zweiten Tag war die Teilnehmerzahl schon um zwei Mitstreiter angewachsen, denn es hatte sich in der Schule herumgesprochen, wie viel Spaß Beton machen kann. Gemeinsam wurde auf die grobe Grundschicht vom Vortag eine zweite Schicht aus feinerem Mörtel aufgetragen, und das Glätten der Oberfläche begann.

Vom Ehrgeiz gepackt kratzen, rieben, schrubbten und fegten alle, bis die Oberfläche unserer drei Steine perfekt war.

Noch ein paar letzte Schliffe, und die Chillsteine waren fertig, um sie der Presse und natürlich dem Schulleiter zu präsentieren, den ebenfalls die Neugier angelockt hatte.

Der Bau der Chillsteine war damit geschafft, und alle Beteiligten hatten Grund, stolz auf Ihr Werk zu sein. Was nun noch fehlte, war die farbliche Gestaltung, die Gegenstand einer zweiten Projektetappe, wieder unter Leitung der unermüdlichen KIKU Chefin Irmhild Hartstein (hier rechts vorn im Bild) wurde.

Und das sind die fertig bemalten Chillsteine. Sie stehen im Stadtgarten Neuenrade gegenüber der Stadtverwaltung und dem Hotel Kaisergarten. Die Projektinitiatorin Irmhild Hartstein wurde übrigens dafür im November 2010 mit dem Preis „Kultur prägt! Künstlerinnen und Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen“ des Landes NRW ausgezeichnet. Hoch verdient, wie ich finde.

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